Archiv der Kategorie: Wirtschaft

Nicht Leistungsbilanzüberschüsse sind das Problem, sondern nach wie vor dysfunktionale Finanzmärkte

Berthold U. Wigger

Kernaussagen

  • Leistungsbilanzüberschüsse und -defizite sind Merkmale eines freien internationalen Güter- und Kapitalaustausches. Dennoch sieht sich Deutschland aufgrund seiner Überschüsse im Ausland massiver Kritik ausgesetzt. Sie werden als eine Ursache für die Destabilisierung im Euroraum betrachtet.
  • Dabei profitieren sowohl Überschuss- als auch Defizitländer vom internationalen Kapitalfluss, wenn funktionierende Finanzmärkte das Kapital bestmöglichen Verwendungen zuführen.
  • In Europa würde eine Regulierung von Leistungsbilanzsalden die Intentionen eines freien Binnenmarktes konterkarieren.
  • Besser reguliert werden müssen vielmehr die Finanzmärkte, damit der internationale Kapitalfluss für Bürger in Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen wie auch mit Defiziten seine vollen Vorteile entfaltet.

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Euroland-Krise: Herausforderung Jugendarbeitslosigkeit

Juergen B. Donges

Kernaussage

Die Jugendarbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen beträgt laut Eurostat in Spanien 56 %. Es wäre allerdings falsch, daraus zu schließen, dass die Hälfte aller Jugendlichen arbeitslos ist.

Denn nach dieser Statistik werden nur Heranwachsende berücksichtigt, die entweder in Beschäftigung sind oder aber nach einer suchen. Schüler, Auszubildende und Studierende bleiben unberücksichtigt.

Setzt man die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen aber in Relation zur Gesamtzahl aller Jugendlichen, halbiert sich die Quote auf etwa 20 %. Dennoch ist die sehr hohe Arbeitslosigkeit in den südeuropäischen Euro-Sorgenländern insgesamt und insbesondere bei den Jugendlichen sehr bedenklich und legt einen nachhaltigen Handlungsbedarf offen.

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EEG: Absahnen mit gutem Gewissen?

Justus Haucap

Die Ausgestaltung der Energiewende und die damit verbundenen Kosten werden wohl auch Thema des kommenden Bundestagswahlkampfes sein, wie die jüngste Bundestagsdebatte zum Netzausbau in der vergangenen Woche bereits erahnen ließ. In der Tat besteht dringender Handlungsbedarf, wenn die Energiewende nicht ein ähnliches Schicksal erleiden soll wie andere öffentliche Großprojekte (BER, S21, Elbphilharmonie, etc). Wenig deutet darauf hin, dass es die politischen Entscheidungsträger bei der Energiewende besser machen als bei den genannten Projekten. Weiterlesen

Leistungsschutzrecht – nein danke!

Justus Haucap

Am 30. Januar wird der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages die lange erwartete Anhörung zum sogenannten Leistungsschutzrecht (LSR) für Presseverleger durchführen. Die Kernidee des LSR besteht darin, dass Suchmaschinen und andere News-Aggregatoren im Internet ein Entgelt an Presseverlage entrichten sollen, wenn diese sog. Snippets von Verlagen verwenden, also die allerersten Worte eines Verlagsbeitrags als Vorschau einblenden. Weiterlesen

Draghi auf De-Montage

Manfred J.M. Neumann

Vor einem Jahr hat Mario Draghi sein Amt als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) angetreten. Seitdem ist viel von einer neuen Geldpolitik die Rede. Neu ist jedenfalls, dass immer unverblümter mit immer größeren Zahlen hantiert wird, wie man es früher nur von Investmentbankern gewöhnt war.

Die Zentralbankgeldmenge, international als Geldbasis bezeichnet, ist das Schlüsselaggregat der Geld- und Kreditschöpfung. Diese Geldmenge hat die EZB innerhalb der noch kurzen Amtszeit Draghis um gut 50 Prozent auf 1,8 Billionen Euro angehoben: vgl. die Grafik. Seit dem Bankrott der Lehman Brothers Bank im September 2008 hat es wiederholt Wellen des Misstrauens der Banken in die wechselseitige Solvenz gegeben. Um dennoch jederzeit ohne Rückgriff auf den Geldmarkt zahlungsfähig zu sein, haben sich Banken angewöhnt, Basisgeld bei den Zentralbanken des Eurosystems in der sogenannten Einlagenfazilität oder auch einfach als Überschussreserven auf dem Girokonto zu horten. Weiterlesen